134 - Geister im Grand Hotel by Larry Brent

134 - Geister im Grand Hotel by Larry Brent

Autor:Larry Brent [Larry Brent]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


*

Die Kaminecke lag drei Stufen unterhalb des Niveaus der Empfangshalle.

Der weißhaarige Mann schlug die Beine übereinander, blätterte seine Illustrierte zu Ende und machte dabei offenbar eine etwas unglückliche Bewegung.

Der „Stern“ rutschte dem Mann aus der Hand.

Dieser griff danach und blickte auf, als im gleichen Moment die Stimme ertönte. »Hallo, Sam?«

Der Mann in der blauen Strickjacke wirkte verwirrt und starrte den großen blonden Mann mit den eisgrauen Augen an.

»Da bin ich, Sam. Genau, wie wir’s abgesprochen haben ...«

»Sie müssen mich mit jemand verwechseln«, antwortete der Mann in gebrochenem Englisch. In dieser Sprache hatte Larry ihn angeredet. »Ich heiße nicht Sam, sondern Gerd ...«

Das war eine ganz andere Stimme. Sie lag im Ton weit höher. Aber das war kein Beweis. Ein geschickter Imitator hatte mit so etwas keine Probleme.

Auch was den Akzent anbelangte. Der Mann sprach gebrochenes Englisch, der andere am Telefon mit der krächzenden Stimme, dem rasselndem Atem und der abgehackten Sprechweise war in dieser Sprache perfekt gewesen.

Das Erstaunen seines Gegenüber war echt. Für so was hatte Larry einen Blick.

»Sie sind Deutscher?« wollte X-RAY-3 wissen.

»Ja, hört man das nicht?«

»Dann entschuldigen Sie bitte. Ich habe Sie in der Tat verwechselt.«

Larry mußte sich im stillen eingestehen, daß ihn der Vorgang beunruhigte und verwirrte.

Da hatte ihn einer auf den Leim geführt!

X-RAY-3 wechselte noch einige Worte mit dem Concierge und schob ihm einen Hundertmarkschein zu.

»Ich möchte dafür von Ihnen nur eine kleine Auskunft. Allerdings eine ehrliche. Lassen Sie sich nichts anmerken! Drüben am Kamin sitzt ein weißhaariger Mann. Hat dieser Mann während der letzten Minuten telefoniert oder hat er mit Ihnen gesprochen?«

»Weder das eine noch das andere, Mister Brent.«

»Kennen Sie den Mann?«

»Ja. Das ist Herr Raumann. Er ist Anwalt.«

»Wie lange sitzt er schon am Kamin?«

»Mindestens eine Stunde.«

»Wissen Sie das genau?«

»Hundertprozentig, Mister Brent. Das ist sein Lieblingsplatz. Morgens nach dem Frühstück und abends nach dem Essen legt er grundsätzlich eine Lesestunde ein.«

»Er hat also während der letzten Viertelstunde seinen Platz nicht verlassen?«

»Ganz bestimmt nicht, Mister Brent.«

»Sie hatten Kunden an der Rezeption«, wandte Larry ein. »Herr Raumann könnte unbemerkt von Ihnen in einer Telefonzelle gewesen sein.«

. »Das ist nicht möglich. Ich hätte ihm eine Zelle freigeben müssen, und den öffentlichen Fernsprecher vorn an der Straße hat er nicht benutzt. Das hätte ich gesehen. Auch wenn ich mich mit anderen Gästen beschäftige, sehe ich, was um mich herum vorgeht.«

»Und sie haben auch keinen Anruf für mich durchgestellt? Einen Anruf, der von außerhalb kam?«

»Nein, Mister Brent. Es ist kein Telefonat für Sie hereingekommen.«

Der Mann war sehr höflich und geduldig.

Larry hatte ihn absichtlich so provoziert, in der Erwartung, ihn aus der Fassung bringen zu können.

Der Concierge würde sich wohl seinen Teil denken. In seinen Augen benahm Larry sich wirklich seltsam ...

X-RAY-3 ging nachdenklich die Treppe hoch.

Der Anruf war - wenn der Concierge ihm die Wahrheit gesagt hatte - demnach von einem anderen Zimmer gekommen. Von Zimmer zu Zimmer konnte man wählen, ohne daß es über die Zentrale lief und ohne Gebührenrechnung.

Es war jemand im Grand Hotel, der über seine Ankunft unterrichtet war und wissen mußte, was er hier wollte.

Und genau hier fingen die Rätsel an.



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